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Musik ist Klasse - Jedem Kind ein Instrument in Rostock und Mecklenburg-Vorpommern e.V.

06/2011
JeKi nach zwei Schuljahren - ein Sachbericht

Inhalte, Organisation, Bedingungen, Erfahrungen, Probleme
über das JeKi-Projekt in den Rostocker Grundschulen "Ostseekinder"/Dierkow und GS Gehlsdorf
notiert von Manja Lange
Neue Musikschule Carl Orff

JeKi - Jedem Kind ein Instrument - Ein Projekt der "Bildungslandschaften in der Hansestadt Rostock"

I Allgemeines

Ende November 2009 begann das o. g. Projekt in der Grundschule Gehlsdorf und der Grundschule "Ostseekinder" in Dierkow.

Die beiden Grundschulen wurden mit Instrumenten des Orff-Instrumentariums ausgestattet und der Unterricht erfolgte mit Inhalten der Elementaren Musik­pädagogik, kurz EMP genannt. Die spezifische Methodik des EMP-Unterrichts ermöglichte es auf die unter­schiedlichen Vorkenntnisse, soziale Kompetenzen und psychische Bedürfnisse individuell einzugehen. Diese Heran­gehensweise ist von tragender Bedeutung, da sich das Rostocker JeKi-Projekt vorrangig an Kinder aus sozial schwachen Familien richtet.

Die Unterrichtsgestaltung sollte ursprünglich im Tandem erfolgen, wurde aber in beiden Schulen erweitert, so dass der Unterricht mit jeweils drei Kollegen durch­geführt wird. So konnte in Gehlsdorf Stefan Neumann als Referendar zusätzlich gewonnen werden. In Dierkow stellte die Neue Musikschule Carl Orff bis zum Sommer 2010 Manja Lange als Schwangerschafts­vertretung für Sandra Renatus, Lehrerin an der Grundschule in Dierkow, ein. Claudia Heiden, Flötenlehrerin für JeKi 2, gestaltete das aktuelle JeKi-1-Jahr kostenfrei und sehr engagiert mit.

Trotz der gleichzeitig stattfindenden umfangreichen Schul­sanierungs­arbeiten konnte das JeKi-Projekt erfolgreich in Gehlsdorf starten. In Dierkow fanden die JeKi-1-Schüler ihren wöchentlichen Unterrichts­platz in der Aula der Schule.
Zu einem festen Bestandteil des JeKi-Unterrichts in Dierkow wurde der Projekttag in der Neuen Musikschule Carl Orff e. V. Jeweils einen Vormittag entdeckten die Kinder gemeinsam mit Pädagogen der Musik­schule und Studenten der HMT Rostock neue musikalische Welten.

Im Frühjahr 2010 lernten die JeKi-Schüler im Rahmen der EMP vorbereitend auf das zweite JeKi-Jahr folgende Instrumente kennen: Blockflöte, Klavier, Gitarre, Schlagwerk, Violine.
In Kleingruppen von 4 bis 5 Schülern begann das zweite JeKi-Jahr im August 2010. Aufgrund zahl­reicher organisatorischer und logistischer Probleme konnte der Unterricht mit Instrumenten erst am 22.09.2010 beginnen.
Entsprechend der Bedingungen entwickelten die Instrumental­lehrer eine Unterrichts­form und Unterrichts­materialien, die an die Ressourcen der Kinder anknüpfen. Auch die Lehrer erweiterten ihren persönlichen Erfahrungs­bereich und somit das Spektrum ihrer methodischen Handlungs­mittel. Trotzdem ergaben sich Probleme, deren Lösung einen immensen Zeitaufwand und großes Engagement erforderte und immer noch erfordert. Aus diesem Grund wurde Manja Lange als JeKi-Koordinatorin seitens der Neuen Musikschule Carl Orff beauftragt, die organisatorischen, logistischen und inhaltlichen Probleme zwischen Schule, Schülern und Eltern, Verein und Stadt­verwaltung zu klären. Das Honorar stellt momentan die Neue Musikschule Carl Orff zu Verfügung, aber die finanziellen Mittel seitens der Musikschule sind nicht kosten­deckend. Darüber hinaus arbeitet Manja Lange ca. 6 Stunden unentgeltlich für das JeKi-Projekt.

Für die Kinder waren die erwarteten und unerwarteten Anlauf­schwierigkeiten des JeKi-Projekts natürlich nicht wahrnehmbar. Dank des über­durchschnittlichen Engagements der Lehrer der Grund­schulen und der NMS "Carl Orff" öffneten sich für die Schüler ganz neue Erfahrungs­räume. Die angebotenen Möglichkeiten nahmen sie begeistert an. Unterschiedliche Interessen konnten dank des pädagogischen Konzeptes gut bedient werden.
Für die einen waren die neuen Lieder aus aller Welt spannend, viele Jungs begeisterten sich für das Spiel auf Perkussion-Instrumenten. Über verschiedenste Bewegungs- und Tanz­spiele erweiterten die Kinder ihre motorischen Fähigkeiten und lernten, dass die Welt aus Klängen besteht - der Raum ebenso wie der eigene Körper genutzt werden können, um Rhythmus zu gestalten oder den Rhythmus der Welt einmal still wahrzunehmen.
Die Puppen Lasse und Lotta leiteten in neue Themen­komplexe über und dienten als Identifikations­figur für emotionale Probleme. Kindgerechte Begrüßung- und Schluss­rituale gaben jeder JeKi-Stunde eine Struktur.
Auch der Unterricht am Instrument erfolgte spielerisch und ideenreich. Nicht jedes Kind schaffte den Sprung vom Unterricht zum häuslichen Üben, manchmal musste ein eher musik­therapeutischer Ansatz gewählt werden, um dem Schüler zu helfen, die eigenen Möglichkeiten überhaupt wahrzunehmen.

In der Klaviergruppe unterstützt Manja Lange ab März 2011 den Klavier­unterricht, die Gitarren­gruppe arbeitet von Beginn an mit zwei Pädagogen und die Violinen­gruppe wird geteilt. Diese zwingend notwendigen Maßnahmen bringen eine höhere Qualität in den Instrumental­unterricht und den Kindern mehr Erfolgs­erlebnisse, die zum Weiter­musizieren motivieren.
Am Ende des zweiten JeKi-Jahres wird für besonders interessierte Kinder das Ziel, den Sprung aufs Musik­gymnasium in Dierkow zu schaffen, nicht nur formuliert, sondern es werden Förder­möglichkeiten geplant, die dieses Ziel in die Realität umsetzen helfen.

II Inhalte

Im Februar 2011 fand ein JeKi-Lehrertreffen mit allen praktizierenden Pädagogen des ersten und zweiten JeKi-Jahres in der HMT Rostock statt. Prof. Oliver Krämer hatte zu einem ersten Erfahrungs­austausch nach anderthalb Jahren JeKi 1 und einem halben Jahr JeKi 2 geladen. Franziska Pfaff entwickelte dazu Frage­bögen, die die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der bisherigen JeKi-Arbeit zusammen­fassen sollten. Eine Auswertung der Frage­bögen erfolgte von Manja Lange. Die Inhalte sind dem Anhang am Ende des Artikels zu entnehmen. Ein erneuter Austausch über die gesamten zwei JeKi-Jahre zum Thema "2 Jahre JeKi in Rostock - Erfahrungen und Konsequenzen" ist geplant.

III Erfahrungen / Konsequenzen für die Weiterarbeit

In Gehlsdorf haben im Jahr 2009 zwanzig Schüler das JeKi-Projekt begonnen und neunzehn sind bis zum Schuljahres­ende 2011 dabei geblieben.
In Dierkow haben von ebenfalls zwanzig Kindern fünfzehn das Projekt bis zum Schuljahres­ende 2011 absolviert. Die Gründe des Aus­steigens sind vielfältig und reichen von neuer Prioritäten­setzung bis hin zu psychischen Problemen, die im Rahmen des JeKi-Unterrichts nicht bearbeitet werden können.
Zusammenfassend muss aber gesagt werden, dass von vierzig Kindern vierund­dreißig für Musik gewonnen werden konnten, Möglichkeiten und Ressourcen entdeckt wurden, die ohne JeKi vielleicht nicht genutzt werden würden. Ungefähr 10 Kinder haben signalisiert, weitermachen zu wollen.

Folgende Aspekte sollten für die Weiterarbeit im JeKi-Projekt basierend auf die gemachten Erfahrungen in Betracht gezogen werden:

Nach zwei Jahren Umsetzung und einem großen Erfahrungs­gewinn für alle in der Praxis unterrichtenden Pädagogen aber auch für die begeleitenden Arbeits­gruppen sollte der Erfolg des JeKi-Projektes bei allen unverkennbar sein. Über die weitere Notwendigkeit des JeKi-Projektes muss deshalb in keinerlei Hinsicht nachgedacht werden.

Rostock, 03.Juni.2011

Franziska Pfaff, Schulleiterin
Manja Lange, JeKi-Koordination