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Musik ist Klasse - Jedem Kind ein Instrument in Rostock und Mecklenburg-Vorpommern e.V.

02/2020
Sachbericht zur Mitgliederversammlung am 24.02.2020

Das durch den Verein „Musik ist Klasse – JeKi in Rostock und MV“ unterstützte Projekt existiert nunmehr seit 10 Jahren. Durch acht engagierte Bürger im April 2009 gegründet zählt der Verein gegenwärtig 18 Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft.

Unser Ziel ist nach wie vor die Förderung des Musizierens in den am JeKi-Projekt beteiligten Grundschulen. Dazu gehören die„Ostseekinder“ in Dierkow, die Grundschule „An den Weiden“ in Toitenwinkel und die Grundschule Schmarl jeweils in Kooperation mit den Musikschulen.

Das heißt, der Verein begleitet die Sachvorgänge, sammelt Mittel in Form von Mitglieds­beiträgen und Spenden und fördert die Anerkennung im öffentlichen Raum.

Inzwischen hat das Projekt einen festen Platz in der Kultur- und Bildungs­landschaft der Hanse- und Universitäts­stadt Rostock. Es hat bewiesen, dass das Musizieren mit den beteiligten Kindern nicht nur deren Fähigkeiten in diesem Bereich entwickelt, sondern sich auch positiv auf ihr Sozial­verhalten auswirkt.

Insgesamt haben bisher 742 Schüler am Projekt teilgenommen bzw. nehmen teil. Davon werden zum gegen­wärtigen Zeitpunkt 8 Schüler durch den Verein finanziell gefördert (5 KON, 3 WMS „Carl Orff“).

Folgender Sachstand ergibt sich an den beteiligten Grund­schulen:
Die Welt-Musik-Schule „Carl Orff“ e.V. führt das JeKi-Projekt – organisiert durch die Projekt­leiterin Frau Lange – in den Grundschulen Dierkow (seit 2009) und Schmarl (seit 2012), das Konservatorium durch Frau Seyfarth (seit 2009) in der Grundschule Toitenwinkel.

Wie Frau Lange berichtet, gibt es sowohl in Dierkow als auch in Schmarl mehr Bewerber als Plätze, so dass nach wie vor ein Losverfahren über die Teilnahme am JeKi-Projekt entscheidet. Die Hälfte der Schüler hat einen Migrations­hintergrund, der besonders in den letzten vier Jahren überwiegend mit muslimischer Religion verbunden ist. Fast alle JeKi-Kinder benötigen eine Förderung ihrer kognitiven, motorischen und sozialen Entwicklung.

Verhaltens­auffälligkeiten, Sprach­entwicklungs­verzögerungen, Konzentrations- und Wahrnehmungs­störungen sowie eine nicht alters­gerechte kindliche Entwicklung kennzeichnen viele Kinder im JeKi-Projekt an diesen beiden Schulen.

Für Toitenwinkel konnte Frau Seyfarth konstatieren, dass die Kinder im letzten Jahr sehr diszipliniert und begeisterungs­fähig waren und großes musikalisches Interesse, Freude am Singen und Tanzen zeigten und sich durch eine hohe Rhythmus­sicherheit und bemerkens­werte Musikalität auszeichneten.

Die Kinder waren für eine erste Klasse erstaunlich aufnahme­fähig und konzentriert. Das konsequente Einhalten fester Regeln und erlernter Rituale sowie das Verbinden von Musik und Bewegung zeigten positive Wirkung.

Positiv wirkte sich auch aus, dass in der Grundschule Schmarl der EMP-Unterricht in Klasse 1 und der Instrumental­gruppen­unterricht integriert in den Stundenplan der Schüler stattfanden.

Die JeKi-1-Schüler aller drei Schulen erlebten im Mai die Instrumenten­vorstellung traditionell an einem Projekttag in der jeweiligen Musikschule mit großer Vorfreude auf das Erlernen des Instruments.

Die Instrumentallehrer machen sich in den Schnupper­kursen ein erstes Bild von den Kindern bezüglich der Eignung für das Instrument.

Aus Kapazitätsgründen ist es nicht immer möglich, alle Erstwünsche der Kinder zu erfüllen. Nach Aussagen von Frau Seyfarth wollten etwa 70 % der Schüler Gitarre spielen. Es stehen aber nur vier bis fünf Plätze zur Verfügung. Zwei Kinder wurden aus diesem Grund aus dem Projekt abgemeldet.

Das JeKi-Schuljahr endete in Toitenwinkel und in Schmarl mit dem alljährlichen Sommer­konzert, wobei in Schmarl nicht nur die JeKi-Projekt­schüler, sondern auch der Chor der Grundschule beteiligt waren. Die JeKi-1-Kinder musizierten zusammen mit den JeKi-2-Kindern ein kleines Rhythmical. Sie spielten verschiedene Stücke aus ihrem Gruppen­unterricht und auch die weiter­führenden Instrumental­schüler im Fach Klavier, Violine, Schlagzeug und Gitarre zeigten als Solisten ihr Können. Die möglichen Publikums­sitzgelegenheiten von 150 Stühlen reichten nicht aus und wurden durch Tische und Sitzbänke ergänzt. Auch bei der Verabschiedungs­feier der 4. Klassen sowie bei der Einschulungs­feier der ersten Klassen nach den Sommer­ferien musizierten Chor und Instrumental­schüler.

Aufgrund guter organisatorischer Vorarbeit konnte der Unterricht in Dierkow und Schmarl bereits in der zweiten Unterrichts­woche im Schuljahr 2019/20 starten. Wegen der hohen Nachfrage wurde nicht nur 20 sondern 25 Schülern aus Klasse 1 der JeKi-Unterricht ermöglicht.

Mit Beginn dieses Schuljahres konnte erstmalig der Gruppen­unterricht am Instrument Klavier für vier Mädchen und einen Jungen über die zweite Klasse hinaus, also nach Beendigung des eigentlichen Projektes, weiter­geführt werden, da die Welt-Musik-Schule „Carl Orff“ die Gebühren für diesen Unterricht sozial verträglich gestaltete.

Dank der Anschaffung zusätzlicher Keyboards durch unseren Verein in den vergangenen Jahren, konnten die Leih­instrumente weiterhin gebührenfrei verliehen werden.

In der Grundschule Schmarl besuchen viele Schüler ab Klasse 2 nicht nur den JeKi-Instrumental­gruppen­unterricht, sondern singen bis zum Ende der vierten Klasse zusätzlich noch im Schulchor. Das zeigt zum einen das große Interesse an Musik und ermöglicht zum anderen für die Schüler eine vielseitige musikalische, kulturelle und soziale Bildung.

50% der Schüler musizieren nach Klasse 2 im Einzel- oder Paar­unterricht weiter, stellen sich in Klasse 4 der Eignungs­prüfung am Musik­gymnasium, bestehen sie zum überwiegenden Teil und lernen dann ab Klasse 5 an der Einrichtung weiter. Damit wird bestätigt, dass das Projekt nicht nur musikalische Bildung entwickelt, sondern Bildung insgesamt eine größere Rolle in diesen Familien spielt.

Mit der Grundschule „Ostseekinder“, die von Anfang an am Projekt beteiligt ist, wurde anlässlich des 10-jährigen Bestehens von JeKi in Rostock ein großes Festkonzert für die gesamte Schule in der Aula des Hauses der Musik geplant.

Durch die Übernahme der Fahrkosten durch unseren Verein wurde es möglich, alle Schüler in der Aula des Hauses der Musik zu versammeln und so einem Konzert beizuwohnen, das gekennzeichnet war durch Vielfältigkeit der Musik­darbietungen. Es musizierten JeKi-Schüler der Jahrgangs­stufen eins bis vier. Ein in den Wochen vorher mit der gesamten Grundschule erlerntes Lied wurde zusammen gesungen, ein Mitspiel­stück lud das Publikum zum Mitmachen ein. Den Höhepunkt bildete das Ensemblestück der JeKi-2-Schüler, bei dem alle Instrumental­gruppen zusammen mit ihren Instrumental­lehrern am Schlagwerk und Klavier sowie mit der Gitarre und der Violine musizierten.

Die Resonanz war äußerst positiv. Viele Kinder fragten, ob es im nächsten Schuljahr auch wieder ein Konzert im Haus der Musik geben kann. Der Schulleiter des Musik­gymnasiums bot nach dem Konzert an, alle zukünftigen Konzerte in der Aula des Musik­gymnasiums auch unter Beteiligung der dortigen Schüler durchzuführen. Die Planungen für das Jahr 2020 laufen.

Nach 10 Jahren JeKi-Projekt kann auf deutliche Erfolge zurückgeblickt werden:

Diese Ergebnisse ermutigen, sich weiter für die Fortführung und eventuell sogar Ausweitung des Projektes einzusetzen.

Dank unseres Vereins konnten viele Schüler gefördert werden, die andernfalls heute nicht mehr musizieren würden. Auch der durch den Verein entstandene Instrumentenpool hat zum Gelingen des Projektes beigetragen. Er ermöglicht eine große Vielfalt bei der Instrumentenwahl in Klasse 2 und sichert das weitere Musizieren ab Klasse 3.

Der Bekanntheitsgrad des Projektes und seine öffentliche Akzeptanz ermöglichen es dem Verein über die Mitglieds­beiträge hinaus, die das Anliegen nicht abdecken könnten, Mittel einzuwerben, die das Beschriebene möglich machen und Mut zu der Vision geben, das Projekt auf die Klassen drei und vier zu erweitern.

In den JeKi-Schulen könnten kleine Orchester entstehen, die das Erlebnis des gemeinsamen Musizierens ermöglichen und einen erheblichen Teil zur kulturellen und sozialen Bildung beitragen.

Die Kooperation Schule und Musikschule ist nicht mehr wegzudenken. Hier bedarf es allerdings eines kontinuierlich vorbereiteten Nachwuchses des musik­pädagogischen Personals durch die Hochschule für Musik und Theater.

Mithilfe einer gleichbleibenden Zusammenarbeit zwischen Grundschule, Musikschule, der Hansestadt Rostock, unserem Verein, der HMT Rostock sowie Freunden und Förderern wird das JeKi-Projekt in Rostock nachhaltig einen hohen Stellenwert im Rahmen von musischer, kultureller, sozialer und gesellschaftlicher Bildung behalten und vielleicht doch als erfolgreiches Modell­projekt für weitere Städte im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern dienen.

Ich möchte auch in diesem Jahr die Gelegenheit nutzen, allen Beteiligten besonders aber den Projekt­leiterinnen und den Schul­leitungen ausdrücklich für ihr Engagement im Sinne der Kinder zu danken.

Ein ganz besonderer Dank sei an dieser Stelle an die Schlie-Stiftung gerichtet, durch die dieses Projekt erst möglich wurde und die es bis heute kontinuierlich fördert.

Elke Kups
Vorstandsvorsitzende